Pfungstädter Waldbaukonzept:

ein ökologischer Waldumbau!

Worum handelt es sich bei diesem Vorhaben? Ergebnisse einer Waldbegehung mit Oliver Mihaly

Vor dem Hintergrund einer sich abzeichnenden Klimaveränderung kommt der Bewirtschaftung des langfristigen Ökosystems Wald eine besondere Bedeutung zu. Nur durch eine nachhaltige Sicherung der Biodiversität, und einer guten Biozönose im Hinblick auf die Baumartenvielfalt und dem Lebensraum Wald verbundenen tierischen und pflanzlichen Lebewesen, werden Wälder auch unter sich verändernden Klimabedingungen die notwendige Flexibilität zur Anpassung erreichen.

Die Beschlussfassung 2016 der Stadtverordnetenversammlung zur Forsteinrichtung, sieht diese Entwicklung voraus und gab eine entsprechende Neuausrichtung der Bewirtschaftung des Stadtwaldes vor. Zukünftig stehen die Schutz- und Erholungsfunktionen im Vordergrund. Die Bewirtschaftung des Stadtwaldes ist naturnah auszurichten. Ein weiterer wichtiger Baustein, ist die CO2 Reduktion durch Bindung. Die Eiche eignet durch ihre Langlebigkeit hierfür besonders gut. Zitat: Wälder wirken andererseits auf das Klima zurück, indem sie durch Beschattung und Verdunstung die Erdoberfläche kühlen, Kohlendioxid durch Photosynthese der Atmosphäre entziehen und Kohlenstoff in Biomasse und Boden speichern, Stoff- und Wasserhaushalt ausgleichen, zur Wolkenbildung beitragen (Prof. Dr. Hans Dieter Knapp, Der Holzweg).


Ausgangssituation

Schon heute zeigen sich, vornehmlich in der Klingsackertanne, immer größere Auflichtungen und damit eine einhergehende Versteppung der Waldböden. Die fehlende Beschattung, keine Altbäume, sowie die zunehmende Vergrasung, machen eine natürliche Verjüngung der Baumbestände unmöglich. Schon jetzt lässt sich die betroffene Fläche auf annähernd 250 bis 300 ha beziffern. Das ist höchst alarmierend, da dieser Prozess weiter fortschreitet.

Die Baumart Kiefer, hat in den angelegten Monokulturen bei einer Jahresduchschnitttemperatur von annähernd 9°C, sowie dem hohen Konkurrenzdruck, kaum noch eine Chance, gegen abbiotische Schadereignisse wie Sturm, Trockenperioden oder den oftmals daraus resultierenden biotische Schädigungen wie z.B. Diplodia Pilz, Engerling, Borkenkäfer und Co. zu bestehen. Die Buche die zur Wertholzsteigerung bei der Kiefer (Astreinigung) vormals unterbaut wurde, sollte nach der Verwertung der Kiefer die vorherrschende Hauptbaumart werden.

Seit ca. 2017 wird die Buche durch die klimatischen Veränderungen im selben Umfang wie die Kiefer geschädigt. Was Bleibt, ist ein abgestorbene Forstfläche die durch Vergrasung und Verbuschung kaum noch einen nennenswerten Baumbestand aufweist. Zitat: "In Deutschland, über Jahrtausende ein Waldland, steuern wir aufgrund der anthropogen beding-ten Klimaveränderungen in größeren Teilen auf ein Waldsteppenklima zu.


Landschaften, in denen die Verdunstung über dem Niederschlag liegt, haben wir inzwischen auch in Deutschland. Grundwasserbildung findet hier nicht mehr oder nur noch sehr reduziert statt. Derartige Naturräume können immer weniger stabile Hochwälder tragen und schon gar nicht Kunstforsten mit Nadelhölzern. Die immer milder werdenden Winter lassen die Nadelbäume das ganze Jahr assimilieren, und das wird noch angeheizt durch die hohe anthropogen bedingte Nährstoffdeposition, vor allem Stickstoff, die die gesamte Umwelt erfasst." (Prof. em. Dr. Michael Succow. Der Holzweg.)

Was ist zu tun

Waldumbau durch Naturverjüngung und Kulturbegründung mit Nesterpflanzung. Ergänzend zur Naturverjüngung wurde mit der Nesterpflanzung begonnen den natürlichen Prozess des Waldumbaus zu fördern. Auf diese Weise verschmelzen die natürliche Sukzessionen und die künstliche Waldbegründung zu einer gemeinsamen Waldverjüngung unter Berücksichtigung des vorhandenen Baumbestandes. 2 Das flächige Absterben bei Kiefer und Buche machen es notwendig, auf Baumarten zurückzugreifen, die mit den aktuellen Klimabedingungen besser zurecht kommen. Hier zeigen sich vor allem die Baumarten Eiche und Hainbuche als vielversprechend. Beide Baumarten weisen im Norden von Pfungstadt, in der Klingsackertanne natürliche vorkommen nach. In diesen Bereichen wurde mit der Nesterpflanzung von 2019 bis heute, auf einer Fläche von 12 ha, erfolgreich mit den Umbaumaßnahmen begonnen. Auftretende Auflichtungen werden mit Pflanznestern ausgepflanzt. Hierfür werden über das vorhandene Rückegassensystem die Pflanzplätze vorbereitet und mit geringen Pflanzenzahlen ca. 10 Stück/Platz bepflanzt. Die Pflanzen bleiben für die späteren Pflegearbeiten und notwendige Bewässerung erreichbar. Bei den Bäumchen handelt es sich um Setzlinge in einer Größe von 80cm – 120 cm, hierdurch wird die Zeitspanne der intensiven Schutzphase vor Wildverbiss verkürzt. Zur Sicherung der Waldfunktion werden hierfür 600 Bäume pro Hektar benötigt. Für die Pflanzung und Sicherung des Anwuchses sind 10€ je Pflanze berechnet.

Um die Artenvielfalt zu fördern, werden zusätzlich Baumarten wie: Elsbeere, Speierling, Linde, Eibe, Edelkastanie und Weißtanne mit eingebracht. Die Räume zwischen den Pflanzplätzen bleiben in der natürlichen Sukzession, hier darf und soll wachsen, was der natürliche Entwicklung entspricht. Auch andere vorkommende Baumarten, die sich meist durch natürliche Verjüngung verbreiten, bleiben als Nebenbaumarten bestehen. Hier sind insbesondere die Baumarten Kiefer, Ahorn, Birke, Walnuss und Esche zu nennen. Sie sind ein weiterer Baustein der Artenvielfalt und finden bei der Anwendung der Nesterpflanzung und generell beim Umbau zum Dauerwald entsprechend Berücksichtigung. Spätere auftretende Lücken werden entsprechend behandelt. So entsteht nach und nach ein vertikal, mehrstufiger Waldaufbau. Diese Vorgehensweise ist besonders im Hinblick auf die Artenvielfalt von großer Bedeutung. Eine waldbewohnende und artenreiche Tierwelt benötigt Baumbestände in allen Altersklassen und in ihrer Wechselwirkung zueinander. Mit der Nesterpflanzung soll auf Grund der fehlenden Altbäume der natürliche Prozzess unterstützt und gefördert werden. So wird dem Gedanken des Dauerwaldes weiter Rechnung getragen und ein mehrstufiger Waldaufbau mit Bäumen in verschiedenen Altersklassen sichergestellt. Als eine erfolgreiche naturnahe Waldbewirtschaftung, sei hier die seit mehr als 20 Jahre praktizierten Bewirtschaftungskonzepte, der Stadt Lübeck, Sellhorn und der Grafschaft Hatzfeld genannt.

Siehe auch "Unser Beitrag zur Rettung des Waldes" hier

In nur zwei Stunden 300 Jungbäume gepflanzt. Infos zu Waldaufbau im Eiltempo finden Sie hier

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